Haarausfall – Ursachen und Handlungsmöglichkeiten

Mann-mit-Haarausfall

Inhalt

Haarausfall ist belastend...

… und leider immer noch ein Tabuthema. Aber man sollte darüber reden. Denn im Laufe ihres Lebens sind ca. 50 % der Männer und ca. 20 % der Frauen von Haarausfall betroffen. 

Natürlich sind Haare nicht das Wichtigste im Leben, dennoch sorgt Haarausfall für Frust. Werden die Haare weniger, leidet nicht nur das Aussehen, sondern auch das Wohlbefinden und das Selbstbewusstsein. Ganz unabhängig davon, ob es sich bei dem Haarverlust um eine vorübergehende Erscheinung handelt oder um einen andauernden Zustand. Die emotionalen Belastungen sind nicht verwunderlich, symbolisieren Haare nach außen hin Gesundheit, Vitalität, Stärke und auch Jugend. 

Wir schauen uns an, was die Ursachen für Haarverlust sind, welche Arten des Haarausfalls unterschieden werden und welche Möglichkeiten es gibt zu handeln. Am Ende des Artikels findest Du dazu ein PDF mit Übersichtstabellen, das Du dir herunterladen kannst.

Wie wachsen eigentlich Haare?

Das Haar hat seinen Ursprung in der Haarwurzel. Die Haarwurzeln liegen in der Kopfhaut, umgeben von den Haarfollikeln, die das Haar verankern. Follikel und Haarwurzeln werden über die Blutgefässe der Kopfhaut mit allen benötigten (Nähr-) Stoffen versorgt.

Von Natur aus wachsen unsere Haare nicht unendlich, denn das Haarwachstum unterliegt einem natürlichen Wachstumszyklus. Dieser besteht aus verschiedenen Phasen, die ein Haar durchläuft – von seiner Entstehung bis zu seinem Ausfallen.

Der Haarwuchszyklus unterteilt sich in Wachstumsphase, Rückbildungsphase und Ruhephase.

In der Wachstumsphase (= Anagenphase)

  • befinden sich ca. 85 – 90 % der Haare
  • werden in der Haarwurzel immer neue Haarzellen gebildet
  • schiebt sich das Haar von der Wurzel nach oben, „es wächst“ ca. 0,3 mm am Tag

Die Wachstumsphase eines Haares hält 2-6 Jahre an.

In der Rückbildungsphase (= Katagenphase, Übergangsphase)

  • befinden sich ca. 1 % der Haare
  • wird das Haarwachstum gestoppt
  • löst sich das Haar langsam von der Haarwurzel und wird von der Blutversorgung getrennt

Die Rückbildung eines Haares dauert ca. 2-3 Wochen.

In der Ruhephase (= Telogenphase, Ausfallphase) 

  • befinden sich bis zu 15% der Haare
  • wird das „alte“ Haar aus der Haarwurzel herausgeschoben, es fällt aus
  • beginnt in der „leeren“ Haarwurzel die Produktion eines neuen Haares

Eine Haarwurzel befindet sich ca. 2-4 Monate in der Ruhephase.

Der Wachstumszyklus führt zu natürlichem Haarausfall, durch den wir ca. 60-100 Haare pro Tag verlieren. Da im Normalfall gleichzeitig genauso viele neue Haare nachwachsen, ist sichergestellt, dass der Haarbestand konstant bleibt. Unsere Haare erneuern sich auf diese Weise kontinuierlich. Es findet ein Haarwechsel statt, ohne dass wir es bemerken. 

Wann spricht man von Haarausfall?

Üblicherweise spricht man von Haarausfall, wenn über einen längeren Zeitraum mehr als 100 Haare pro Tag ausfallen. Diese Zahl ist aber relativ. Allgemein kann man sagen, dass bei Haarausfall mehr Haare als gewöhnlich ausfallen. Und es gehen mehr Haare verloren als nachwachsen. Man sieht, das Haar wird lichter und / oder die Haargrenze weicht zurück.

Ursache ist eine Störung im natürlichen Wachstumszyklus. Durch eine verkürzte Wachstumsphase fallen die Haare schneller aus und der Haarfollikel bleibt in der Ruhephase stehen. Die ausgefallenen Haare werden nicht vollständig ersetzt oder die Haare wachsen nur dünner und schwächer nach.

Von Ausnahmen abgesehen, ist Haarausfall keine Krankheit. (Anmerkung: Tritt Haarausfall sehr plötzlich und /oder sehr stark auf, ist eine ärztliche Abklärung dringend erforderlich.) Gerade der am häufigsten auftretende „androgenetische Haarausfall“ bei Männern wird als normale „Alterserscheinung“ betrachtet, auch wenn bereits jüngere Männer betroffen sein können.

Welche Arten von Haarausfall gibt es und was sind die Ursachen?

Es gibt viele verschiedene Gründe für Haarausfall und oft spielen mehrere Faktoren gleichzeitig eine Rolle. Daher ist die Klärung der eigenen, individuellen Ursachen häufig gar nicht so einfach.

Bei dem „nicht krankhaften“ Haarausfall unterscheidet man im Wesentlichen zwei Formen:

  • den anlagebedingten „androgenetischen“ Haarausfall
  • den diffusen Haarausfall

Am häufigsten kommt der anlagebedingte („androgenetische“) Haarausfall vor, eine hormonell-genetische Störung. Sie tritt sowohl bei Männern als auch bei Frauen auf. Männer sind jedoch deutlich stärker und oft auch früher betroffen. Der Haarschwund kann da bereits ab dem 20. Lebensjahr auftreten.

Der androgenetische Haarausfall beim Mann

Bedingt durch eine erblich-genetische Veranlagung reagieren die Haarwurzeln überempfindlich auf ein bestimmtes männliches Geschlechtshormon, das DHT (Dihydrotestosteron). Dadurch bilden sich die Haarwurzeln schrittweise zurück, sie „schrumpfen“. Durch die Schrumpfung (auch Miniaturisierung genannt) verkürzt sich die Wachstumsphase. Das heißt, die Wachstums- und Lebensdauer der Haare, die normalerweise bei 2-6 Jahren liegt, verkürzt sich. Die Haare fallen schneller aus. Und die Haare, die aus den verkümmerten Haarwurzeln sprießen, werden immer dünner bis schließlich nur noch – kaum sichtbare – Flaumhaare wachsen. Die Wachstumsphase wird immer kürzer. Die Haarwurzeln sterben jedoch (noch) nicht komplett ab. Erst wenn die Haarwurzeln komplett verkümmert und abgestorben sind, wachsen dort endgültig keine Haare mehr.

Auch wenn dem androgenetischen Haarausfall eine hormonelle Ursache zugrunde liegt, lassen sich bei einer Blutuntersuchung keine veränderten hormonellen Blutspiegel messen. Die Werte liegen im Normbereich.  Eine „genetische“ Vorhersage anhand der familiären Vorgeschichte („wie der Vater so der Sohn…“) muss nicht unbedingt zutreffend sein. Gene werden immer wieder neu kombiniert. So können Entstehung und Ausprägung des Haarausfalls auch vom familiären Muster abweichen.

Äußerlich folgt der androgenetische Haarausfall beim Mann einem bestimmten äußerlichen Schema. Zunächst lichtet sich das Haar an den „Geheimratsecken“, dann am Oberkopf und im weiteren Verlauf bildet sich ein Haarkranz mit Glatzenbildung. 

Der androgenetische Haarausfall der Frau

Der androgenetische Haarausfall der Frau beruht ebenfalls auf einer Überempfindlichkeit gegen DHT. Es ist jedoch noch unklar, ob der Mechanismus genauso verläuft wie bei den Männern. Auch bei dem weiblichen androgenetischen Haarausfall verkürzt sich die Wachstumsphase und es befinden sich überproportional mehr Haare in der Ruhe – bzw. Ausfallphase. 

Der anlagebedingte Haarausfall zeigt sich bei Frauen durch lichteres, schütteres Haar, besonders am Oberkopf im Scheitelbereich. Seltener bilden sich dem männlichen Muster entsprechend Geheimratsecken. Der androgenetische Haarausfall tritt bei Frauen meist erst während oder nach den Wechseljahren auf. Möglicherweise wird die Überempfindlichkeit gegen DHT durch fallende Östrogenspiegel ausgelöst oder verstärkt.

Was fördert den androgenetischen Haarausfall?

Auch wenn Gene eine entscheidende Rolle spielen, gibt es weitere Faktoren, die das Auftreten und den Verlauf des genetischen Haarausfalls negativ beeinflussen. Das betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. Als besonderer Risikofaktor gilt das Rauchen. Untersuchungen haben ergeben, dass bei Rauchern Haarausfall mit 80% (!) höherer Wahrscheinlichkeit auftritt, abhängig von Dauer und Anzahl der täglich konsumierten Zigaretten. Als mögliche Erklärungen werden angenommen: schlechtere Durchblutung der Kopfhaut, Schädigung der DNA in den Haarfollikeln, Veränderung des Hormonhaushalts.

 Weitere Risikofaktoren sind unter dem Punkt „diffuser Haarausfall“ aufgelistet. Alle diese Ursachen können auch genetisch bedingten Haarausfall fördern oder verstärken.

Der diffuse Haarausfall

Die zweite Form des nicht-krankhaften Haarausfalls ist der diffuse Haarausfall. Er betrifft ebenfalls Männer und Frauen. Von dieser Form sind jedoch Frauen deutlich häufiger betroffen.

Der Name beschreibt hier das äußere Erscheinungsbild des Haarausfalls, das bei Frauen und Männern gleich ist. Der Haarverlust ist „diffus“. Das heißt, er tritt über den ganzen Kopf verteilt auf, das Haar wird insgesamt dünner und lichter. Auch hier ist der Wachstumszyklus der Haare gestört, die Wachstumsphase verkürzt.  Die Auslöser finden sich überwiegend im Bereich der Gesundheit und der Lebensumstände.

Die Liste der möglichen Ursachen ist lang:

  • Medikamente (Hormonpräparate und andere)
  • Schadstoffe (Umweltbelastungen)
  • oxidativer Stress auf Zellebene durch Umwelteinflüsse („Alterung der Kopfhaut“ durch freie Radikale, Sonneneinstrahlung)
  • Stoffwechselstörungen (Schilddrüse, Eisenmangel, Zinkmangel)
  • Hormonschwankungen (Haarwurzeln reagieren sehr empfindlich auf Hormonschwankungen)
  • Hauterkrankungen (Pilzinfektionen, Ekzeme o.ä.)
  • Stress, emotionale Ursachen 
  • Nährstoffmangel (z.B. Vitamine, Spurenelemente)
  • falsche Pflegegewohnheiten (kann zu Haarschäden und Haarbruch führen, die dann Haarausfall „vortäuschen“, Haarausfall kann durch falsche Pflege auch verstärkt oder in seltenen Fällen ausgelöst werden)

Häufig spielen auch mehrere Auslöser gleichzeitig eine Rolle. 

Welche Möglichkeiten gibt es - wo kann man ansetzen?

Wir schauen uns hier die sanften und gut verträglichen Möglichkeiten an. Weil diese einfach und leicht umsetzbar sind. Und deinen Haaren und deinem Körper gut tun. Daher gehen wir hier auf medikamentöse und operative Verfahren nicht näher ein.  

Die genetische Ursache von anlagebedingtem Haarausfall lässt sich leider grundsätzlich nicht beheben. Umso wichtiger ist es, möglichst frühzeitig zu handeln, um den Prozess zu verlangsamen, vorzeitigem, übermäßigem Haarausfall entgegen zu wirken und die Haarwurzeln zu kräftigen. Und alle Faktoren, die das Auftreten oder den Verlauf negativ beeinflussen, so weit wie möglich zu beseitigen oder zu meiden. 

Bei diffusem Haarausfall ist das Wichtigste das Erkennen und Beheben der Ursache. Im Idealfall kann dadurch der Haarausfall zum Stillstand kommen und die Haare sind nach einigen Monaten wieder nachgewachsen. Leider ist das nicht immer ganz einfach, besonders wenn mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Oft ist es auch schwierig, die möglichen Auslöser zu vermeiden oder zu reduzieren. 

Auch wenn die einzelnen Formen des Haarausfalls unterschiedliche Auslöser und Ursachen haben, ist ihnen gemeinsam, dass der Wachstumszyklus gestört ist. Durch eine verkürzte Wachstumsphase gehen die Haare zu früh in die Ruhephase über und fallen schneller aus. Aus geschwächten Haarwurzeln wachsen keine oder nur dünne Haare. 

Daher ist das Ziel, den Wachstumszyklus zu stabilisieren und die verkürzte Wachstumsphase zu verlängern, damit die Haare länger in der Haarwurzel und auf dem Kopf bleiben. Es gilt zu verhindern, dass die Follikel ganz absterben, denn dann gibt es kein Zurück mehr. Das Motto lautet hier: „Gegensteuern –  je früher, desto besser“. Das heißt, Haare und Kopfhaut durch optimale Bedingungen von innen und außen zu stärken und gesund zu erhalten. 

Unsere Haare kann man mit Pflanzen vergleichen. Die inneren und äußeren Gegebenheiten müssen stimmen, damit Pflanzen und auch Haare bestmöglich wachsen können.

Stärkung der Haare von innen

Ein Teil der Lösung ist es, das Problem an den Wurzeln zu packen: den geschwächten Haarwurzeln. Haare gehören nicht zu den lebenswichtigen Funktionen und sind daher von einem Nährstoffmangel besonders leicht betroffen. Gerade bei unausgewogener Ernährung oder in stressigen Zeiten kann es zu einer Unterversorgung mit wichtigen Vitaminen und Nährstoffen kommen. Das macht sich sehr schnell an den Haarwurzeln und am Haar bemerkbar. Eine ausreichende Versorgung der Haarfollikel mit wichtigen Nährstoffen und Vitaminen ist daher essentiell, um gesunden Haarwuchs zu unterstützen und zu erhalten. 

Besonders geschwächte Haarwurzeln müssen gut mit Nährstoffen versorgt werden, um die Haarfollikel zu reaktivieren und zu stärken. Dabei ist wichtig, eine ausreichende Nährstoffversorgung frühzeitig und über einen längeren Zeitraum sicherzustellen. Dann kann der Haarboden aufgefüllt und gesunder Haarwuchs gefördert werden.

Stärkung der Haare von außen

Bei den äußerlichen Anwendungen steht besonders die Kopfhaut im Fokus. Sie ist die Grundlage für gesunden und kräftigen Haarwuchs. Bei Problemen mit Haarausfall und dünner werdendem Haar benötigen Kopfhaut und Haarwurzeln wirksame, gut verträgliche Pflegeprodukte.

Es sollten alle Stoffe vermieden werden, die Haar und Kopfhaut irritieren oder schwächen könnten. Gleichzeitig helfen stärkende und kräftigende Wirkstoffe, die kontinuierlich zugeführt werden, das Haarwachstum zu stärken und die Wachstumsphase der Haare zu verlängern. Daher ist wichtig, auf die Inhaltsstoffe der Haarpflegeprodukte zu achten. Besonders bei Haarausfall solltest du auf einige Stoffe verzichten. Näheres zu den Inhaltsstoffen, die du bei Haarproblemen meiden solltest, erfährst Du in unseren Blogartikeln Tenside im Shampoo und Inhaltsstoffe Teil 1 und Teil 2.

Gut geeignet sind Haarpflegeprodukte, die speziell auf die Problematik ausgerichtet sind und sich gegenseitig in ihrer Wirkung ergänzen. So wird sichergestellt, dass konsequent nur förderliche Substanzen an Haut und Haar gelangen. 

Neben der richtigen Produktauswahl spielen gute Pflegegewohnheiten eine wichtige Rolle. Auch durch falsche Pflege können die Haare geschwächt werden. Es können Haarschäden bis hin zum Haarbruch auftreten. Haarausfall kann verstärkt oder in seltenen Fällen ausgelöst werden. Deshalb gilt auch hier: möglichst alles vermeiden, was Kopfhaut und Haare reizen oder irritieren könnte. Dazu gehören u.a. zu große Hitze (Fön, Glätteisen), chemische Behandlungen (Färben) oder auch mechanische Belastungen (falsche Kämme, Bürsten, Haarspangen). 

Fazit

Unabhängig von der Ursache des Haarausfalls kannst du optimale Bedingungen schaffen, die helfen, deine Haarwurzeln und dein Haarwachstum möglichst lange gesund und aktiv zu erhalten.  Wichtig ist, Kopfhaut, Haarwurzeln und Haare gut und schonend von innen und außen zu stärken und zu pflegen. Damit das volle Wachstumspotential aktiviert, gefördert und erhalten wird. Das heißt:

  • möglichst alle Faktoren, die Haarverlust fördern, zu reduzieren oder zu beseitigen
  • innerlich eine regelmäßige Nährstoffzufuhr für gesundes Haarwachstum sicherzustellen
  • bei äußerlicher Anwendung alles zu vermeiden, was Kopfhaut und Haare belasten, irritieren oder beeinträchtigen kann
  • regelmäßig Produkte mit speziellen Wirkstoffen zu verwenden, die gesundes Haarwachstum fördern und die Wachstumsphase der Haare verlängern
  • deine Haare sorgsam zu behandeln und zu pflegen. Sie sind einige Jahre deine Begleiter. 
Gefällt dir dieser Artikel? Dann teile ihn gerne
Facebook
WhatsApp
Twitter
LinkedIn
Email
Pinterest
Warenkorb
Nach oben scrollen